6. Die Welpenmilch - Praktische Fütterungshinweise

Geschrieben von hw am . am .

Um die Nährstoffkonzentration der Hündinnenmilch mit einer Welpenmilch zu erreichen, muss bei den meisten Produkten ca. 1 Teil Milchpulver in 2 Teile Wasser klumpenfrei eingerührt werden. Das Wasser zum Anrühren der Welpenmilch muss temperiert sein, wobei eine Anlösetemperatur von ca. 50° C empfohlen wird.

Diese hohe Temperatur hat nichts mit der Löslichkeit der von uns verwendeten Welpenmilch zu tun, da die Fettmischung in der Welpenmilch einen Schmelzpunkt hat, der deutlich unter der Körpertemperatur der Welpen liegt. Eine gute Welpenmilch sollte schon bei Wasser mit Körpertemperatur in Lösung gehen. Die relativ hohe Anrührtemperatur wird empfohlen, um sicherzustellen, dass die Welpenmilch noch mit der optimalen Körpertemperatur aufgenommen wird und sich nicht, beim Anrühren und Abfüllen in Saugflaschen, zu weit abkühlt. Die Verabreichung von abgekühlter Welpenmilch kann die Gefahr von Verdauungsstörungen stark erhöhen, da die Verdauungsenzyme der Welpen am besten im Körpertemperaturbereich arbeiten. Zudem muss der Welpe dann zusätzliche Energie aufbringen, um die Milch in seinem Magen auf Körpertemperatur aufzuwärmen. Milchtemperaturen die wesentlich über die Körpertemperatur hinausgehen sind wegen der Gefahr von Schleimhautschädigungen ebenfalls strikt zu vermeiden.

Die Welpenmilch sollte über Saugflaschen verabreicht werden mit einer Saugöffnungsgröße von ca. 1. Tropfen Welpenmilch pro Sekunde.

In den ersten 3 Lebenstagen sollte, insbesondere bei Welpen kleinerer Rassen oder bei lebensschwachen Welpen eine Fütterungsfrequenz von mindestens 12 mal täglich eingehalten werden. Während der ersten Lebenswoche kann die Fütterungshäufigkeit je nach Vitalität der Welpen dann auf ca. 8 mal, in der zweiten Lebenswoche 5 - 6 mal, in der dritten Lebenswoche auf 4 - 5 mal und ab der vierten Lebenswoche auf 3 mal täglich reduziert werden. Ab der dritten Lebenswoche sollte die Fütterung von der Saugflasche auf die Futterschale umgestellt werden, um die Welpen an die Beifutteraufnahme zu gewöhnen. Wie bei der normalen Aufzucht, können die Welpen auch ab diesem Zeitraum an die Aufnahme von festem Beifutter (Welpenkroketten, Puppy) gewöhnt werden. Die Kroketten sollten dabei vorher mindestens 10 - 15 Minuten ziehen und dann körperwarm verfüttert werden.

Obwohl Welpen bereits im Alter von 4 Wochen absetzfähig wären, sollte das Absetzen der Milchnahrung doch erst frühestens im Alter von 5 - 6 Wochen erfolgen. Dabei wird der Absetzzeitpunkt weniger vom Lebensalter, als von der Beifutteraufnahme bestimmt, da der Welpe erst genügend Nährstoffe über das Beifutter aufnehmen muss, bevor er abgesetzt werden kann. Als Anhaltspunkt empfehlen wir das Absetzen bei einer Futteraufnahme von ca. 25 - 30g Welpenfutter je kg Körpergewicht des Welpen. Ein Welpe mit 3 kg Gewicht sollte demnach beim Absetzen ca. 75 - 90g Welpenkroketten aufnehmen. Damit ist eine zügige Weiterentwicklung der Welpen sichergestellt.

Weil bei der mutterlosen Aufzucht, neben der optimalen Nährstoffversorgung, die Haltungsbedingungen ebenfalls eine wichtige Rolle spielen, soll hier der Vollständigkeit halber auf einige wesentliche Punkte hingewiesen werden. Wegen der oft fehlenden Versorgung der Welpen mit zusätzlichen Abwehrstoffen über die Kolostralmilch der Mutter und die anfänglich geringe Salzsäureproduktion (bis 18. Lebenstag), ist Sauberkeit in der Umgebung der Welpen oberstes Gebot. Es besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko und die Gefahr von Fehlgärungen im Verdauungstrakt (Durchfallgefahr). Die Salzsäure im Magen des Welpen hat mehrere Aufgaben zu erfüllen. Zum einen wirkt sie wie ein Desinfektionsmittel, das einen Teil der Keime abtötet, die über das Maul aufgenommen werden. Erst mit zunehmendem Alter ist die Magensäure (Salzsäure) in der Lage diese Aufgabe zu übernehmen.

Zum anderen führt die Salzsäure im Magen zu einer Ansäuerung des Futterbreies. Diese Ansäuerung ist für die optimale Wirkung der Eiweiß- spaltenden Enzyme und damit für die Eiweißverdauung sehr wichtig.

Wegen der wichtigen Wirkung der Salzsäure im Magen muss bei allen Fütterungsmaßnahmen darauf geachtet werden, dass die Säure nicht zu sehr verdünnt oder gebunden und neutralisiert wird. Zu große Futtermengen führen ebenso zu einer Verdünnung wie eine zu große Flüssigkeitsmenge zum Einweichen des Futters. In dieser Zeit sollte auch auf die Gabe von Mineral- oder Vitaminpräparaten verzichtet werden, vor allem dann, wenn darin puffernde Substanzen enthalten sind (wie z. B. Calciumcarbonat, Natriumcarbonat usw.).

Die Salzsäureproduktion im Magen wird u. a. von Gastrin gesteuert. Bei Streß steigt die Ausschüttung von Gastrin, die Produktion von Salzsäure geht zurück, die Durchfallgefahr steigt sofort an . Daher sind alle Maßnahmen zu vermeiden, die bei den Welpen zu Stress führen könnten. Hierzu zählen u. a. :

  • unregelmäßige Fütterungszeiten

  • ständig wechselndes Fütterungspersonal

  • ständig wechselndes „Fütterungsritual“

  • Unruhe und Hektik beim Füttern

  • ständiger Konkurrenzkampf um das Futter

Die nachfolgende Tabelle soll Ihnen einige Anhaltspunkte für ein Fütterungsschema für mutterlose Aufzucht mit Welpenmilch geben.

Fütterungsempfehlungen für die mutterlose Aufzucht mit Welpenmilch

 

Alter der Welpen (Lebenswochen)

Welpenmilch (ca. 19,3 Mj/kg) [je Welpe und Tag]

Gewicht der Welpen (kg)

1.

2.

3.

4.

0,20

25 - 30

     

0,30

40 - 45

     

0,40

55 - 60

55 - 60

   

0,50

65 - 75

65 - 75

   

0,75

 

100 - 110

120 - 135

120 - 140

1,00

 

135 - 150

155 - 180

170 - 195

1,25

   

200 - 225

220 - 250

1,50

   

235 - 270

255 - 295

1,75

   

280 - 310

300 - 345

2,00

   

320 - 360

335 - 390

2,50

     

420 - 480

Neben der mutterlosen Aufzucht eignet sich Welpenmilch natürlich auch für die unterstützende Nährstoffversorgung von Welpen, deren Mutter eine zu geringe Milchmenge gibt. Da die Milchbildung auch durch das Saugen der Welpen angeregt wird, empfiehlt es sich Welpenmilch erst nach dem Saugen bereitzustellen, in Abhängigkeit von der Milchleistung der Hündin und sorgfältig über die Gewichtsentwicklung kontrolliert.

Natürlich eignet sich Welpenmilch auch für die Beifütterung von säugenden Hündinnen, insbesondere dann, wenn das Hauptfutter nicht optimal für die laktierende Hündin geeignet ist.

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