8. Fütterung von abgesetzten Welpen und Junghunden

Geschrieben von hw am . am .

Das richtige Futter in der richtigen Menge

Schon in der Wurfkiste und in den, sich daran anschließenden Wochen, wird die Basis für Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Langlebigkeit der heranwachsenden Hunde gelegt. Nach dem Absetzen sind die Welpen, wie die Mutter schon vorher, völlig von der richtigen Nährstoff- und Mineralienversorgung durch uns Züchter abhängig. Gerade in dieser Aufzuchtphase können Fehler in der Fütterung zu schwerwiegenden Schäden führen, die beim erwachsenen Hundes nicht mehr reparabel sind.
Fundierte Basiskenntnisse der ernährungsphysiologischen Zusammenhänge und eine gesunde Skepsis gegenüber Werbeaussagen und gut gemeinten, aber oft nicht ohne weiteres übertragbare Ratschlägen, ob von Züchtern oder Besitzern anderer Rassen, hilft schwerwiegende Fütterungsfehlern mit den entsprechenden Folgen zu vermeiden. Es zeigt sich immer wieder, dass besonders bei der Nährstoff- und Mineralienversorgung häufig zuviel des Guten getan wird. Der Ehrgeiz mancher Züchter und Aussteller, besonders "weit entwickelte" Welpen und Junghunde auf Zucht- und Schönheitsschauen zu präsentieren, die dann auch noch wegen ihres „überentwickelten“ Zustandes bevorzugt werden, verhindert, dass ernährungsphysiologische Erkenntnisse in der Praxis angewandt werden.

Eines ist ganz sicher:

Überernährte Welpen wachsen schneller bevor sie Speck ansetzen und erreichen die genetisch vorgegebene Körpergröße eher als sparsam ernährte.

 

Dieses angeheizte Wachstum sorgt für entsprechende Muskelbildung und einem rasanten Längenwachstum der Knochen. Abgesehen von der frühzeitigen Fetteinlagerung, die durch eine solche Powerfütterung stattfindet, wird verhindert, dass der schnellwachsende Knochen sich stabilisieren und ausreifen kann. Ein Powern der Welpen kann also irreparable Schäden an Skelett und Gelenken hervorrufen und fördern. Dazu im Folgenden einige Grundlagen der Skelettentwicklung. Ein Knochen besteht nicht nur aus mineralischen Bestandteilen. Ein entfetteter Knochen enthält etwas mehr als 30% organische Bestandteile und lediglich 70% anorganische oder mineralische Komponenten. Von den organischen Bestand­teilen macht das Eiweißkollagen allein ca. 75 % aus, im gesamten fettfreien Knochen ist das Eiweißkollagen zu 25 % enthalten. Man sieht daran den entscheidenden Einfluss der Eiweißversorgung auf die optimale Skelettentwicklung von Welpen und Junghunde.

Die mineralischen Bestandteile:

  • ca. 37 - 38 % aus Calcium
  • 17 - 18 % aus Phosphor
  • 0,5 - 0,9 % aus Magnesium
Die Bedeutung der Mineral­stoffe für die sehr komplizierter Knochenbildung beim Welpen wird durch obige Aufzählung deutlich. Bei diesem Vorgang, werden in den knorpeligen Wachstumszonen (z.B. Epiphysenfugen) durch Zellteilungen ständig neue Knorpelzellen gebildet, die sich säulenförmig anordnen und sich dann aufblähen und innen mineralisieren. Ausgehend vom Knochenmark bilden sich durch absterbende Zellen kleine Kanäle, in denen Blutgefäße und andere Knochenzellen in das neue Gewebe vordringen um den weiteren Umbau zum endgültigen Knochen zu unterstützen. Auch von der außen liegenden Knochenhaut dringen Blutgefäße und Kollagenfasern in den Knochen ein und geben dem Mineralstoffgerüst dadurch die notwendige Stabilität. Der Knochenbildungsvorgang ist wesentlich komplizierter als hier dargestellt, aber zum Verständnis sollte es genügen. Die Knochenbildung ist ein ständiger Prozess von Zellvermehrung, -sterben, -umwandlung und Mineralisierung, der zeitlich exakt aufeinander abgestimmt sein muss. Je schneller der Welpe wächst, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Ablauf von Einlagerung der Kollagen­fasern und Mineralstoffe gestört wird. Es kommt zu ungleichmäßigem Skelettwachstum und in Folge davon zu Fehlstellungen der Gliedmaßen und das Körpergewicht verteilt sich nicht mehr gleichmäßig auf die Beine.

 

Die Gelenkknorpel werden unterschiedlich belastet und zum Teil schmerzhaft verändert. Hüftdisplasie, Ellenbogendisplasie, Fußwurzeldurchtrittigkeit, Ellbogenverdrehungen, Lahmheiten sowie Gelenkverdickungen sind nur einige der Folgen einer gestörten Skelettentwicklung. Züchter, die mit solchen Skelettanomalien zu tun hatten, versuchen, mit zusätzlichen Vitamin- und Mineralstoffgaben solche Störungen zu vermeiden. Das solche Zusätze oft mehr Schaden anrichten als verhindern und was bei der Welpenfütterung beachtet werden sollte, um diese Schäden zu vermeiden, bzw. bei erblicher Disposition die Folgen zu mindern, damit beschäftigt sich die nächste Seite.

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